Ruth

Vorwort
1. NOOMI VERLIERT ALLES - Ruth 1,1-13
2. DEIN GOTT IST AUCH MEIN GOTT - Ruth 1,14-22
3. EINE FOLGENREICHE BEGEGNUNG - Ruth 2,1-23
4. NIMM MICH IN DEINE OBHUT - Ruth 3,1-18
5. STAMMUTTER VON JESUS - Ruth 4,1-22

alle Lektionen auf einen Blick

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EINFÜHRUNG

RUTH

Ein Bibelstudienführer für kleine Gruppen

Mailis Janatuinen

Mit einer Bibelstudiengruppe das Alte Testament lesen

Warum und wie das Alte Testament gelesen werden sollte

  • Die Bibelstudiengruppe sollte erst dann das Alte Testament lesen, wenn sie bereits mindestens zwei der Evangelien gemeinsam gelesen hat.
  • Das Alte Testament enthält viele bewegende Lebensgeschichten, die auch uns Christen von heute viel zu sagen haben.
  • Das Alte Testament macht das Neue Testament interessanter, weil es eine Verbindung zwischen beiden gibt: Was im Alten Testament vorhergesagt wurde, wird im Neuen Testament in der Person Jesus Christus erfüllt. Jedes Buch des Alten Testaments lehrt uns etwas Wichtiges über Jesus. Während wir in der Bibelstudiengruppe das Alte Testament lesen, versuchen wir die Verbindung zwischen dem Text und Jesus zu finden.
  • Überraschenderweise sagt uns das Alte Testament viel über die Lage in der Welt heute. Die Endzeit in dieser Welt ähnelt bestimmten Zeiten in der Geschichte des Alten Testaments.

    Welches Buch gewählt werden sollte

  • Auf der Internetseite www.gladtidings-bs.com ist bis jetzt lediglich der Bibelstudienführer zum Buch Ruth auf Deutsch verfügbar. Andere Bibelstudienführer sind in Finnisch erschienen, und, so Gott will, wird jedes Jahr ein neuer Bibelstudienführer erscheinen. Wir hoffen, dass bald 1. Samuel ins Deutsche übersetzt wird. Wenn Sie mit Ruth beginnen, ist es gut, mit 1. Samuel fortzufahren.
  • Wenn wir das Alte Testament lesen, brauchen wir grundlegendes Wissen über die Bibel und den christlichen Glauben. Laden Sie zum Bibelstudium des Alten Testaments niemanden ein, der gar nichts über die Bibel weiß. Es ist besser, mit solchen Leuten in den Evangelien zu lesen.
  • Eine gewisse Verbindlichkeit ist nötig. Wenn die Teilnehmer nicht regelmäßig kommen, sollte man nicht das Alte Testament lesen. Mit einer Gruppe, zu der die Teilnehmer nur dann und wann kommen, ist es besser, die Evangelien zu lesen.
  • Manchmal gibt es „Hausaufgaben“. Es wäre gut, wenn die Teilnehmer das gesamte Buch einmal gelesen haben, bevor die Gruppe damit beginnt. Sie können das jeweilige Buch auch Stück für Stück in ihrer persönlichen Bibellese lesen.

    Während des Bibelstudiums

  • Wenn wir das Alte Testament lesen, nehmen wir normalerweise bei einem Treffen ein Kapitel durch. Der Text sollte Stück für Stück gelesen werden, aber nur einmal. Wenn das Kapitel mehr als 30 Verse hat, sollte der Leiter überlegen, ob er den Text nicht lieber still lesen lässt, um Zeit zu sparen.
  • Der Leiter sollte immer eine Landkarte oder einen Atlas dabeihaben. Es ist sehr hilfreich, wenn man Ort und Entfernungen auf der Karte nachschauen kann.
  • Der Leiter sollte die Uhr im Blick behalten. Das Bibelstudium sollte etwa eine Stunde dauern, maximal 1 1/4 Stunde. Es ist besser, ein paar Fragen wegzulassen, als die Teilnehmer zu ermüden.
  • Ansonsten gilt beim Alten Testament alles, was auch für das Neue Testament gilt. Niemand sollte „predigen“, d. h. Monologe halten. Der Leiter sollte das Gespräch auf den Text zurückbringen, wenn die Teilnehmer beginnen abzuschweifen.

    NOOMI UND RUTH

    Bibelstudienhilfe zum Buch Ruth

    von Mailis Janatuinen

    übersetzt von Susan Zschieschang, überarbeitet von Anne-Kathrin Zopf

    Dies ist eine im Jahr 2003 erstellte Bibelstudienhilfe, die Fragen für fünf Treffen enthält. Wegen ihrer Kürze eignet sie sich z. B. für Frauentreffen, Jugendlager und Rüstzeiten, aber natürlich auch für normale Bibelkreise gläubiger Christen.

    Wenn aus Zeitgründen nicht fünf Treffen möglich sind (z.B. bei Freizeiten), kann die Studienhilfe in zwei Hälften geteilt werden. Im Buch Ruth gibt es zwei Themen und auch zwei Frauen: Auf Noomis Seite sehen wir die unbeschreiblichen Leiden des Lebens (Texte 1, 2 und 5) und bei Ruth Gottes Führung in Fragen der Ehe (Texte 2, 3 und 4). Ihren Themen nach passt die Studienhilfe somit sowohl für ältere als auch für jüngere Menschen. Ich danke Susan Zschieschang dafür, dass sie die Studienhilfe ins Deutsche übersetzt hat (freie Übersetzung).

    Mailis Janatuinen

    Vorwort des Herausgebers

    Mit großer Freude können wir nun auch das erste Buch des Alten Testaments als Bibelstudienhilfe „Gemeinsam Bibel entdecken“ in deutscher Sprache vorlegen. Ich bin der Überzeugung, dass uns gerade der erste Teil der Bibel helfen kann, die Grundordnungen des Lebens wie Ehe und Familie in ihrer Beziehung zu und Abhängigkeit von dem lebendigen Gott zu erkennen. Gott formt das Leben von Menschen. Ohne die Beziehung zu ihm sind wir hoffnungslos auf uns selbst gestellt. Wenn wir jedoch neu auf Gottes Wort hören, kann unser Leben gesunden, können auch Beziehungen zwischen Menschen erneuert werden. Dazu soll das Studium des Buches Ruth helfen.

    Karchow, 31. August 2004 Hartmut Zopf

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    1. NOOMI VERLIERT ALLES - Ruth 1,1-13




    Hintergrund: Die Ereignisse des Buches Ruth gehören in die Zeit der Richter (1380-1080 v.Ch.). Das Buch erzählt, wie aus dem kleinen Dorf Bethlehem die Geburtsstadt zweier großer Könige wurde, nämlich des Königs David (4,17) und aus der Linie Davids später Jesus Christus (Mt. 1,1ff.). Die Schilderung beginnt damit, wie die vierköpfige Familie Elimelechs wegen einer Hungersnot in das benachbarte Land der Moabiter fliehen muss.
    Die Beziehungen zwischen Israel und den Moabitern waren in jener Zeit nicht die allerbesten. Die Moabiter hatten den Israeliten verboten, auf deren Rückkehr aus Ägypten durch ihr Land zu ziehen (Richter 11,17-20). Danach sandte der König der Moabiter noch seinen Propheten, um Israel zu verfluchen (4. Mose 22). So steht im Gesetz des Moses:
    „Für immer ausgeschlossen sind auch alle, die ammonitische oder moabitische Vorfahren haben,
    selbst wenn sie seit zehn Generationen in Israel leben.“ (5. Mose 23,4)
    In der letzten Phase der Heimreise der Israeliten spielte sich noch ein weiterer Konflikt ab: Die Frauen der Moabiter verführten die Männer des auserwählten Volkes zu sexuellen Sünden und zur Anbetung von Abgöttern, wie z. B. Baal. Damals sandte der Herr eine Plage, in der 24 000 Israeliten starben (4. Mose 25,1-9).
    Der Hauptgott der Moabiter hieß Kemos. Um diesen Gott zu besänftigen, wurden auch Kinder als Brandopfer geopfert (2. Könige 3,26-27). Man ging davon aus, dass in Krisenzeiten nur durch das Opfern von Kindern Unglück vom Volk oder der Familie abgewendet werden konnte.
    Die Familie Elimelechs hatte keine sprachlichen Schwierigkeiten, da man in beiden Ländern althebräisch sprach.

    Tragödien in der Familie aus Bethlehem
    1. Welche Schwierigkeiten hatte die Familie Elimelechs möglicherweise beim Umzug nach Moab? Denken Sie an Arbeit, Wohnung, Nachbarschaft, zwischenmenschliche Beziehungen, Ausübung des Glaubens. (Verse 1-2)

    2. Welche Gedanken mögen Noomi durch den Kopf gegangen sein, als sie als Witwe im fremden Land blieb (Vers 3)? (Was dachte sie über Gott? Und über ihre eigene Zukunft sowie die ihrer Söhne?)
  • In welche Schwierigkeiten gerät eine alleinerziehende Mutter beider Erziehung ihrer Söhne in der Pubertät?

    3. Warum ist die Beziehung zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter in allen Kulturen recht schwierig (Vers 4)?
  • Welche Dinge hätten zwischen Noomi und ihren Schwiegertöchtern zusätzlichen Unannehmlichkeiten verursachen können?
  • Wer hatte Ihrer Meinung nach den größeren Anteil daran, dass Noomi und die moabitischen Frauen überraschenderweise äußerst gut miteinander auskamen: die Schwiegermutter oder die Schwiegertöchter?


    4. Dem Text nach bekommt man den Eindruck, dass Machlon und Kiljon im selben Jahr starben (Vers 5). Sie waren damals vielleicht gerade mal zwanzig Jahre alt. Was waren wohl die Ursachen für den Tod der jungen Männer?
  • Was hat Noomi am Tag des Begräbnisses ihrer Söhne möglicherweise zu Gott gesagt?
  • Was hielt Noomi aufrecht, nachdem sie alles verloren hatte?

    5. Was vermuteten die Schwiegertöchter auf Grundlage ihrer eigenen Religion, wie sich die Schwiegermutter zum Tod ihrer Söhne verhält? (Was verwunderte die Schwiegertöchter vielleicht am meisten am Glauben ihrer Schwiegermutter?)

    Die Heimreise beginnt
    6. Finden Sie verschiedene Gründe dafür, warum Noomi ihre Schwiegertöchter zuerst in ihr Heimatland mitnehmen wollte, dann aber entschied, sie jede in das Haus ihres Vaters zu schicken (Verse 6-9).
  • Was könnten die Motive der Moabiterfrauen gewesen sein, als sie entschieden, ihre Eltern und Freunde hinter sich zu lassen und mit ihrer Schwiegermutter in ein fremdes Land zu ziehen (Vers 10)?
  • Was wollte Noomi ihren Schwiegertöchtern durch die Verse 11 bis 13 sagen?

    7. Die gealterte Noomi weigerte sich also, inmitten aller Schwierigkeiten ihre Schwiegertöchter mitzunehmen. Wie dachte sie sich das, allein in ihre Heimat zurückzukehren und dort ohne nahe Verwandte zurechtzukommen?

    8. Hier haben wir eine Frau, die gerade ihren Mann und beide Kinder verloren hat. Welchen Eindruck haben Sie aufgrund des Textes (Verse 1-13) von Noomis Charakter und ihrer Trauerarbeit bekommen?
  • Welche Eigenschaften von Noomi möchten Sie gern auch besitzen?


    Zum Abschluss: Die moabitischen Nachbarn wunderten sich sicher, welcher Fluch wohl auf Noomis Familie lag. Was haben die Ausländer wohl Böses getan, welchen Gott haben sie erzürnt, dass sie auf diese Weise bestraft werden? Heiden suchen immer einen ganz bestimmten Grund, wenn jemand leidet.
    Auch Orpa und Ruth verfolgten mit, wie sich die Schwiegermutter in Bezug auf ihren Verlust verhält. Dass diese immer noch an den unsichtbaren Gott glaubte, erschien den Schwiegertöchtern bestimmt seltsam. Mit einem solchen Glauben hatten sie noch nie zu tun gehabt. Zumal Religion in Moab dazu da war, den Gläubigen Erfolg und Liebe, Gesundheit und Erfolg zu sichern.
    Hatte Noomi überhaupt an Gott geglaubt, wo es ihr doch so schlecht erging? Hatte sie überhaupt gebetet?
    Bestimmt hatte sie das. Denn jedes Mal, wenn diese Frau auf den Seiten dieses Buches etwas sagt, spricht sie von Gott dem Herrn.
    Das nächste Mal sprechen wir genauer darüber, aus wessen Händen sie das Leiden annahm.


    ***

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    2. DEIN GOTT IST AUCH MEIN GOTT - Ruth 1,14-22




    Hintergrund: Das letzte Mal haben wir uns den Beginn von Noomis Heimreise angesehen. Zuerst nahm sie ihre Schwiegertöchter mit, aber nach und nach klagte ihr Gewissen sie an. Noomi wusste genau, was die moabitischen Frauen in Israel erwartete, nämlich Diskriminierung und Armut. Es bestand keine Hoffnung, dass ein ehrbarer Israelit sie zur Frau nehmen würde. Die jungen Frauen hatten Heim und Eltern in Moab. Dort hatten sie vielleicht noch die Möglichkeit, zu heiraten und glücklich zu werden. Dort hatten sie zu bleiben, entschied Noomi und wollte ihre Schwiegertöchter verabschieden.

    Orpa
    1. Was alles verlor Orpa, als ihre Schwiegermutter sie verließ (Verse 14-15)? (Was passierte wahrscheinlich mit ihrer Beziehung zu Gott?)
  • Stellen Sie sich vor, wie Orpas Leben in Moab weiterging.

    Ruth
    2. Versuchen Sie Gründe dafür zu finden, warum Ruth so eine tiefe Liebe für ihre Schwiegermutter empfand (Verse 15-16).
  • Wie können wir solch ein Licht für unsere Familien werden, wie Noomi es für ihre Schwiegertöchter war?

    3. Woran können wir erkennen, dass Ruths Glaube an den Gott Israels der richtige und der rettende Glaube war (Verse 16-17)?
  • Warum wollte Ruth an Noomis Gott glauben, obwohl sie doch gesehen hatte, dass dieser der Familie Elimelechs ein Unglück nach dem anderen gebracht hatte? Was hatte der Herr anzubieten, was Kemos seinen Anbetern nicht geben konnte?
  • Warum wollte Ruth nicht einmal nach dem Tod ihrer Schwiegermutter nach Moab zurückkehren, sondern wünschte, im fremden Israel begraben zu werden (Vers 17a)?

    4. Was lehren uns die Verse 16-17 über die Liebe zwischen Menschen? Was lehren sie über die Liebe Gottes?

    Noomi
    5. Was hat Noomi dazu gebracht, RuthsVorhaben zuzustimmen, obwohl sie zuerst entschieden dagegen gewesen war (Vers 18)?

    6. War Noomi Ihrer Meinung nach verbittert, als sie den Einwohnern von Bethlehem von ihren Unglücken erzählte (Verse 19-21)? Wie kommen Sie zu Ihrer Meinung?
  • Was wollte Noomi ausdrücken, als sie in diesem Zusammenhang von Gott als vom „Allmächtigen“ sprach?
  • Hatte Noomi recht mit ihrem Glauben, dass ihre Unglücke von Gott kommen oder hätte sie meinen sollen, dass sie von Satan kommen (Verse 13b und Verse 20-21)?

    7. Was denken Sie, wenn Sie die Verse 8b bis 9 lesen: Glaubte Noomi nach allen drei Katastrophen immer noch an Gottes Güte? Wie kommen Sie zu Ihrer Meinung?

    8. Wie wäre Noomis Leben verlaufen, wenn sie ihr Leiden aus der Hand des Schicksals oder des Zufalls oder gar von Satan entgegengenommen hätte?
  • Wie können wir lernen, Glück und Unglück des Lebens aus der Hand des allmächtigen Gottes zu empfangen?


    Zum Abschluss: Ruth wusste, dass, wenn sie ihre Schwiegermutter nun allein nach Israel zurückkehren lässt, sie gleichzeitig aus dem Blickfeld dieses Gottes verschwinden würde. Noomi war für ihre Schwiegertochter nämlich die einzige Möglichkeit, dem lebendigen Gott zu begegnen, der einzige Zugang zur Gnade. Was war das Gute, das Ruth in Noomis Gott sah?
    Die Liebe. Ruth hatte aus der Nähe beobachten können, welche Frucht der Glaube an den Herrn im Leben ihrer Schwiegermutter trug. Keine andere Frau, die Ruth kannte, liebte ihre Schwiegertöchter so wie Noomi.
    Und: Der Glaube an den Herrn brachte Standhaftigkeit im Leiden. Kein anderer Mensch, den Ruth kannte, hätte inmitten solcher Tragödien standgehalten, ohne die Hoffnung zu verlieren. Aber Noomi hatte immer jemanden, an den sie sich in ihrem Leid wenden konnte. Der Gott der Schwiegermutter forderte von seinen Gläubigen nicht das Beschwichtigen seines Hasses oder Menschenopfer, so wie Kemos. Vielleicht begriff Ruth, dass der Herr auch dann aus Liebe gegenüber den Seinen handelt, wenn ihr Leben voller Leid war.
    Und so machte sich Ruth mit Noomi auf die Reise nach Israel, wo sie wohl den Rest ihres Lebens als Staatsbürger zweiter Klasse würde leben müssen.


    ***

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    3. EINE FOLGENREICHE BEGEGNUNG - Ruth 2,1-23




    Hintergrund: Das letzte Mal haben wir erkannt, dass Ruth im Stillen hoffte, dass der Gott Israels sie annehmen würde, obwohl sie eine Heidin war. Die Frauen von Moab hatten kein Recht darauf, zum Volk des Herrn zu gehören. Sie durften immer erst ab der zehnten Generation zum auserwählten Volk gehören.
    Nun waren also die zwei armen Witwen in Bethlehem angekommen. Bald ging die jüngere von ihnen los, um sich die Unterstützung für die Ärmsten abzuholen. Sozialfürsorge und Flüchtlingshilfe funktionierten damals in Israel so, dass die Armen ihren „Essenszuschuss“ von den Feldern der Reichen auflesen durften. So hatte es Gott seinem Volk durch Moses gesagt:
    „Wenn ihr die Getreideernte einbringt, sollt ihr eure Felder nicht ganz bis an den Rand abmähen und keine Nachlese halten. Auch in euren Weinbergen soll es keine Nachlese geben. Sammelt die Trauben am Boden nicht ein, sondern überlasst sie den Armen und Fremden! Ich bin der Herr, euer Gott.“ (3. Mose 19,9-10).
    (Über den Begriff „Löser der Familie“ sprechen wir erst beim nächsten Mal.
    Wenn die Zeit nicht reicht, kann ein Abschnitt ausgelassen werden.)

    Die Armenhilfe
    1. Was machte es Ruth, der Witwe aus Moab, wahrscheinlich äußerst schwer, auf die Armenhilfe zu vertrauen (1,22 und 2,2)?
  • Denken Sie einmal darüber nach, warum das Auflesen von Ähren so eine ermüdende Arbeit war. (Welcher Körperteil wird dabei am stärksten belastet?)
  • Welche Textstellen belegen, dass man die Ährenleser auf den Feldern der Israeliten manchmal schlecht behandelte oder gar diskriminierte?

    2. Was kann man daraus schließen, dass Ruth sich keinen Wasserkrug und keine Wegzehrung für den langen und heißen Arbeitstag mitgenommen hatte (Verse 9 und 14)?

    Boas
    4. Welches Bild haben Sie von Boas auf Grundlage der Verse 1, 4 und 5?

    5. Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick, und wenn ja, warum?
  • Welche von Ruths Eigenschaften haben Boas' Interesse geweckt (Verse 5-7, siehe auch Verse 11 - 12)?
  • Was sagt es über die junge Frau aus, dass sie ihrer Schwiegermutter so treu ist, dass sie ihre Zukunft für sie opfert? Und was sagt ihr Fleiß über Ruth aus? Warum hat sich Boas' Interesse nicht abgekühlt, obwohl er weiß, dass Ruth Moabiterin und Witwe ist?
  • Welche Dinge erwecken heutzutage das Interesse eines gläubigen Mannes an einer jungen Frau?

    6. Warum wollte Boas nicht, dass Ruth Ähren von anderen Feldern als den seinen liest (Verse 8-9)?
  • Woher weiß Boas, dass Ruth nach Israel gekommen ist, um „Zuflucht unter den Flügeln des Gottes Israels“ zu finden (Verse 11-12)?
  • Was bedeutete Boas der Umstand, dass er und Ruth an denselben Gott Israels glaubten?

    7. Was mag Ruth selbst für den Mann empfunden haben, nachdem sie ihn zum ersten Mal getroffen hatte (Verse 10 und 13)?

    8. Was brachte Boas dazu, so zu handeln, wie es in den Versen 14- 16 geschildert wird?

    Noomi
    9. Was bedeutete es für Noomis Glauben, als Ruth ihr am Abend erzählte, wie es ihr an dem Tag ergangen war (Verse 17-20)?
  • Was meinte Noomi damit, als sie sagte, „der Name unserer Männer wird nicht vergessen werden“ (Vers 20)?

    Gottes Führung
    10. Was sagt uns dieser Abschnitt über Gottes Führung (Vers 3)?

    11. Fällt es Ihnen selbst schwer oder leicht, daran zu glauben, dass Gott Sie in Fragen der Ehe auf die bestmögliche Weise führt oder geführt hat? Warum oder warum nicht?

    12. Sprechen Sie über folgende Frage: Gibt Gott den Seinen immer das bestmögliche Leben, oder müssen sich manche Kinder Gottes mit dem zweitbesten Leben zufrieden geben?


    Zum Abschluss: Jahrelang hatte Noomi an Gottes Liebe geglaubt, ohne diese zu sehen oder zu erfahren. Im Gegenteil - alles schienen darauf hinzuweisen, dass Gott sie und ihre Familie eher hasste als liebte. Zum ersten Mal seit über zehn Jahren geschah ein für Noomi beglückendes Wunder. Plötzlich begriff sie, dass Gott es geführt hatte, dass Ruth sich gerade dieses Feld zum Ährenlesen ausgesucht hatte. Der Herr hatte nicht einmal Elimelech, Machlon und Kiljon vergessen, obwohl diese nicht mehr unter den Lebenden waren. Gott der Allmächtige selbst hatte für ihre Schwiegertochter eine folgenreiche Begegnung herbeigeführt. Ob er dann nicht auch für Ihr Leben einen Plan hat?
    Jesus verwendete einmal die Redewendung von Boas über die Flügel des Gottes Israels:
    „Jerusalem! O Jerusalem! … Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt!“(Mt. 23,37).
    Die Henne versammelt ihre Küken unter ihre Flügel, sobald eine Gefahr sie bedroht. Der Feind kann nicht zu den Küken gelangen, es sei denn, die Henne stirbt. Wie eine Henne ist Jesus auch an Ihrer Stelle gestorben. Die großartige Führung Gottes in Ihrem Leben ist die, dass Sie den Weg unter seine Flügel finden. Dort verwandeln sich alle Schwierigkeiten Ihres Lebens in bedeutende Vorteile und Chancen.


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    4. NIMM MICH IN DEINE OBHUT - Ruth 3,1-18




    Hintergrund: Boas war der Löser der Familie von Noomi und Ruth. Das Wort „Erlöser“ (ga’al) in dieser oder ähnlichen Formen kommt 20 Mal in den vier kurzen Kapiteln des Buches Ruth vor. In Zeiten des Alten Testaments war die Aufgabe des Lösers (go’el), in Sklaverei verkaufte nahe Verwandte freizukaufen oder Land zurückzukaufen, das in fremde Hände geraten war. Wenn ein Familienzweig wegen Mangel an Nachwuchs auszusterben drohte, musste der Löser der Familie für einen Erben sorgen, indem er die Witwe heiratete. Noomi war scheinbar gar nicht davon ausgegangen, dass Boas dafür in Frage kam. Sie hatte offenbar angenommen, dass Boas schon verheiratet war, oder sie hatte nicht geglaubt, dass man Moses' Gesetz auch auf ausländische Ehepartner anwenden konnte.
    So verging die Erntezeit, April und Mai. Jeden Tag las Ruth Ähren von Boas' Feld. Bethlehem verfolgte das Verhalten der moabitischen Frau genau, vor allem ihr Verhalten gegenüber den Männern. Dann kam der Tag des Worfelns, an dem die Spreu von der Gerste getrennt wurde. Es gehörte dazu, dass man an diesem Tag auch auf der Tenne schlief. Auch der Inhaber schlief über Nacht bei seinen Feldarbeitern, damit niemand auf die Idee kam, im Schutz der Dunkelheit seine Taschen zu füllen.

    Noomis Plan
    1. Finden Sie verschiedene Gründe dafür, warum Boas Ruth nicht gleich einen Heiratsantrag gemacht hat, als er sich in sie verliebte.

    2. Warum hat Noomi ihre Angelegenheit Boas nicht selbst vorgetragen, sondern schickte Ruth zu ihm (Verse 1-4)?
  • Würden Sie es wagen, Ihre eigene Tochter in eine solche Situation geraten zu lassen?

    3. Warum rechnete Noomi mit Boas' Anstand und ging davon aus, dass er Ruth nicht im Dunkel der Nacht (zum Sex) verführen würde?
  • Warum wäre eine geschlechtliche Beziehung in dieser Situation falsch gewesen und hätte beiden Partnern geschadet?

    Boas und Ruth
    4. Glauben Sie, dass Ruth Schlaf fand, als sie spät in dieser Nacht zu Boas' Füßen lag (Verse 5-7)?
  • Die Lutherübersetzung (1984) sagt wörtlich: „ Breite den Zipfel deines Gewandes über deine Magd, denn du bist der Löser.“ Worum bat Ruth Boas also im Grund?
  • Ist es Ihrer Meinung nach passend, dass die Frau den Heiratsantrag macht? Warum oder warum nicht?

    5. Warum war es Boas wichtig, dass Ruth nicht den Männern hinterhergelaufen ist, und dass sie in Bethlehem den Ruf einer ehrbaren Frau hatte (Verse 10-11)?
  • Sprechen Sie über das folgende Thema: Ist es einem Mann heutzutage wichtig, dass seine zukünftige Ehefrau weder den Männern hinterhergelaufen ist noch in einer vorehelichen Beziehung gelebt hat?

    6. Aus Mt. 1,5 geht hervor, dass Boas' Mutter die kanaanäische Hure Rahab gewesen war. Wie hatte sich diese Tatsache möglicherweise auf Boas' Leben und seine Beziehung zu Frauen ausgewirkt?
  • Was können wir daraus schließen, dass Ruth die Verse 12 und 13 nicht kommentierte?

    7. Welchen Eindruck hat die Tatsache, dass Boas sich beherrschte und Ruth nicht anrührte, in jenem Moment und später auf ihre Gefühle ihm gegenüber gemacht?
  • Stellen Sie sich vor, was in den frühen Morgenstunden in Boas' und Ruths Herzen vorging, als sie still unter dem gleichen Gewand lagen (Vers 14)?

    8. Boas vermochte es, dem anderen Löser der Familie die Möglichkeit zu geben, Ruth zu bekommen. Welche Eigenschaft von Boas drückt sich dadurch aus?
  • Welche Nachricht wollte Boas der Noomi durch den halben Zentner Getreide ausrichten (Vers 15)?

    Löser der Familie
    9. Überlegen Sie, inwiefern Boas als Löser der Familie Elimelechs schon ein Hinweis auf Jesus war (Ruth 2,12 und 3,9).


    Zum Abschluss: Die Begegnung, die Ruths Leben am meisten veränderte, fand keineswegs auf Boas' Feld statt. Nein; der wichtigste Moment ihres Lebens war, als sie über ihre Schwiegermutter den Gott Israels kennen lernte. Boas war nur ein Hinweis auf den himmlischen Erlöser, den sie durch Glauben für sich gewann.
    So wie Boas Ruth auslöste, erlöste Jesus uns von unseren Sünden. Zahlungsmittel war sein heiliges, teures Blut. Mein Freund, meine Freundin, wenn es in Ihrem Leben keine alles verändernde Begegnung gegeben hat, so will Jesus Ihnen so begegnen. Hören Sie also, was Ihr wahrer Er-Löser ihnen heute versichert:
    „Hab keine Angst, Israel, denn ich habe dich erlöst! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir.“ (Jes. 43,1)


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    5. STAMMUTTER VON JESUS - Ruth 4,1-22




    Hintergrund: Der Tag nach dem geheimen Treffen kam Noomi und Ruth bestimmt lang vor, weil sie nichts anderes tun konnten als beten und warten. Boas dagegen schritt zur Tat. Er ging schnurstracks zum Stadttor, wo man alle Rechtsangelegenheiten erledigte. Der zweite Löser der Familie war eingeladen und außerdem zehn angesehene Männer aus Bethlehem als Zeugen. Schließlich sollte alles offiziell und rechtsgültig sein.
    (Schauen Sie noch einmal nach, was in Lektion 4 unter Hintergrund zum Begriff „Löser der Familie“ steht.)

    Am Tor der Stadt Bethlehem
    1. Warum begann Boas die Unterhaltung mit dem Feldanteil und nicht mit der Ehe (Verse 1-4)?

    2. Stellen Sie sich vor, wie Boas zumute war, als der zweite Löser der Familie ankündigte, dass er das Feld auslösen würde.

    3. Was hat den zweiten Löser dazu veranlasst, sein Angebot zurückzuziehen (Verse 5-8)?

    4. Welches Opfer musste Boas bringen, um Ruth zu heiraten (Verse 9-10)?

    5. Was hielten Bethlehems Einwohner schließlich von dieser arrangierten Ehe, in der ein Ehepartner moabitisch war (Verse 11-12)? (Welche Bedeutung liegt darin, dass sie Ruth mit den israelitischen Stammüttern Rahel, Lea und Tamar verglichen?)

    6. (Der Leiter sollte Mt. 1,3-5 vorlesen, am besten nach der Lutherübersetzung). Inwiefern erwiesen sich die Worte der Einwohner Bethlehems als prophetisch?

    Der kleine Obed
    7. Wodurch hat sich Ruths zweite Ehe und Liebe eventuell von ihrer ersten Ehe unterschieden (Vers 13)?

    8. Was war das Besondere daran, wie die Nachbarsfrauen Noomi zur Geburt gratulierten (Verse 14 und 15)?
  • Welchen Unterschied gab es für Noomi möglicherweise zwischen der Fürsorge für ihre eigenen Söhne und der Fürsorge für Obed (Verse 16-17)?

    9. Stellen Sie sich vor, wie Noomis Leben weiterging. Denken Sie, dass sie bis zu ihrem Lebensende um ihren Mann und ihre Söhne trauerte oder eher nicht?

    10. Überschlagen Sie einmal, wieviel Zeit von Obeds Geburt bis zu Davids Geburt ungefähr verging. Ist es wahrscheinlich, dass David (der Jüngste von acht Geschwistern) seine Großmutter jemals kennenlernte?


    Der Sinn des Leidens
    11. Wir sind nun am Schluss des Buches Ruth angelangt. Überlegen Sie einmal, warum der Herr Noomi soviel Leid geschickt hatte (Verlust der Heimat, des Mannes und der Kinder).
  • Wann ist Noomi der Sinn ihres Leides klar geworden?

    12. Sprechen Sie über folgende Frage: Ist es uns möglich, dass wir zu Lebzeiten den Sinn unseres Leidens kennen oder eher nicht?
  • Warum musste in Jesus' Stammbaum auch eine Heidin sein?

    13. Was ist für Sie persönlich die wichtigste Botschaft aus dem Buch Ruth?

    Zum Abschluss: Alle Leiden, die Noomi durchmachte, hatten nur einen einzigen Zweck: dass sie diese eine Frau aus Moab nach Israel brachte. Eigentlich hatte Gott schon von Anbeginn entschieden, dass sein Sohn eine moabitische Stammutter haben sollte. Auf diese Weise würde offenbar werden, dass auch die den Abgöttern dienenden Heiden kommen dürfen, um unter Jesus' Fittichen Zuflucht und Gnade zu suchen.
    Noomi ist wahrscheinlich zu Lebzeiten nicht mehr klar geworden, warum sie diese Unglücke getroffen haben, aber sie glaubte bestimmt, dass sie irgendeinen Sinn hatten. Gott schickt seinen Kindern bestimmt kein Leid ohne einen sehr guten Grund! Daran dürfen auch Sie glauben, obwohl Sie nicht immer wissen werden, warum Ihnen das Leid in Ihrem Leben widerfahren ist.

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